Kleine Typologie der Profilbilder
by Peter Raffelt. Average Reading Time: about 4 minutes.
Hat sich eigentlich schon jemand in der letzten Zeit Gedanken zur Ästhetik der Profilbilder gemacht? Nein? Ich muß zugeben, ich habe nicht wirklich danach recherchiert. Hinweise nehme ich gerne entgegen.
Als Interessierter in Sachen Fotografie beschäftigt mich das Thema natürlich immer wieder: entweder bei der Auswahl der eigenen oder dem Begutachten anderer Profilbilder.
- Eine Einordnung
Das Profilbild ist seit dem Erfolg der sozialen Netzwerke ein wichtiger Bestandteil eines Nutzerprofils. Der Avatar gilt als Vorläufer, der in den ersten Spielnetzwerken (SecondLife u.a.) ein Platzhalter für die eigene Person war. Nutzername und Avatar wurden gezielt anonymisiert, damit keine Rückschlüsse auf die eigene reale Identität gemacht werden konnten.
Mit dem Aufkommen der sozialen Netzwerke und der Nutzung von Realnamen, wurde das eigene Profilbild zunehmend bedeutender. Facebook, Twitter, Foursquare, Google+ und andere räumen dem Bild einen wichtigen Platz ein.
Warum sollte ich mir mehr Gedanken darüber machen?
Das Profilbild ist eine Art Logo des Nutzers geworden, an dem wir seine Beiträge erkennen, mit Hilfe dessen wir z.B. seine Tweets wahrnehmen. Natürlich ist es dadurch auch zu einer weiteren Ebene der Selbstdarstellung geworden.
Viel zu oft wird es lieblos ausgewählt oder angefertigt. Ich hatte gerade nichts anderes auf der Festplatte! Sollte nicht als Entschuldigung herangezogen werden.
Es ist zu einem Teil der eigenen Visitenkarte im Internet geworden ist. So wie man sich überlegen sollte, mit welchen Äußerungen oder Link-Tipps man sich im Internet zu Wort meldet, sollte man auch sein visuelles Erscheinen überlegt und nicht vorschnell gestalten. Vielmehr kann dahinter – im besten Fall – ein kreativer Ansatz liegen. Denn Profilbilder können auch Spass machen, sowohl die Anfertigung als auch die Betrachtung.
- Kleine Typologie
Damit wenigstens irgendetwas zusehen ist, haben die Netzwerke unterschiedlich gestaltete Platzhalter eingerichtet [siehe oben: Platzhalter von Facebook, Google+, Twitter, Foursquare, WordPress, Xing und LinkedIn]. Diese sollte man aber nicht zu lang nutzen, da sie ein Kennzeichen von verwaisten, inaktiven oder auch Spam-Profilen sind.
Im folgenden also eine kleine Zusammenstellung von Bildtypen, sozusagen eine Bestandsaufnahme. Dabei bin ich die Profile meiner Facebook Freunde durchgegangen und habe die Bilder in mehrere Gruppen eingeteilt. Diese Einteilung beruht natürlich auf dem subjektiven Eindruck, den die Bilder auf mich gemacht haben.
Die häufigste Quelle von Profilbilder ist wohl der Bilderordner bzw. das Fotoarchiv auf der eigenen Festplatte. Hat man sich erstmal entschlossen, irgendwo einen Account anzulegen, muss schnell auch ein Bild her. So durchstöbert man seine Bilder und bleibt bei einem vermeintlich geeigneten hängen, welches dann hochgeladen wird. In einigen Fällen sind diese Bilder improvisiert für den Account direkt vor der Kamera des Computers angefertigt oder aber aus einer Gruppe von vorhandenen Bildern improvisiert ausgewählt worden. Eine wahre Fundgrube: Da finden sich Bilder die im letzten Urlaub entstanden sind oder auch beim Sport oder bei der Arbeit. Nicht immer sind sie geeignet – aber immer amüsant.
Das KlassischeOft kann man erkennen, dass ein Profi am Werk war. Diese Bilder einigt der klare Blick in die Kamera. Die Profilinhaber wollen die Nähe zum Betrachter, wollen Ihn mit ihrem Blick in den Bann ziehen. Gegenüber dem Improvisierten kommt hier sehr häufig eine schwarzweiße oder monochrome Version als ästhetische Variante zum Zuge.
Der AnschnittAuch beim Anschnitt dominiert der Blick in die Kamerea, wenn auch hier schon Varianten auftauchen. Das gemeinsame Merkmal ist aber der radikale Schnitt des Profilbildes bis hin zur Unkenntlichkeit. Die Autoren pendeln zwischen Ästhetisierung und Anonymisierung.
Das VerfremdeteIm Prinzip ist es verwandt mit dem Klassischen. Die Vorlage ist oft ein Portrait, das mit Farb- oder Effektfiltern oder auch durch Unschärfe verfremdet wurde. Natürlich steht dahinter schon eine kreative Eigenleistung, der Urheber gibt sich nicht mit dem einfachen Bild zufrieden oder aber hat erkannt, dass seine Vorlage unbedingt aufgehübscht werden muß.
Die IllustrationDiese Bildgruppe entfernt sich vom Foto, nutzt es – wenn überhaupt – nur als Vorlage. Ob eigene oder Fremdillustration, die Reduktion ist hier ein Bestandteil der Bilder. Diese Gruppe kommt den frühen Avataren am nächsten.
Das SymbolischeHier arbeitet jemand konzeptionell mit seinem Profilbild. Symbolisch reduziert aber auch inszeniert, immer ist es Ziel, eine kleine Geschichte entstehen zu lassen. Diese Bilder sind Kleinode, Essays – versteckt auf 160 x 160 Pixel.
Der Partner / Das KindGanz der Familie zugewand, zeigt der Profilinhaber entweder sein Kind, sich mit seinem Kind oder aber auch sich als Kind. Die Version sich mit seinem Partner kann dabei nicht so schön durch dekliniert werden. Aber sei’s drum: Herzlichen Glückwunsch zum Familienzuwachs oder zum Beziehungsstatus!
Das Bild von früherDer Profilinhaber nimmt uns mit in seine Vergangenheit, scheut sich nicht, entlarvendes zu zeigen. Das zeugt von einer starken Persönlichkeit: Seht her, ich war früher schon ziemlich cool drauf und es ist mir völlig egal wenn ihr euch kaputt lacht. Aber auch die Ironisierung des Profilbildes als aktuelles Bildnis könnte hier der Grund der Wahl sein. Am besten fragt man den Profilinhaber.
Bleibt noch zu erkunden, ob es zwischen verschiedenen sozialen Netzwerken auch unterschiedliche Profilbildtypen gibt und wie diese sich charakterisieren lassen. Aber dazu später vielleicht mehr…
Und hier sind meine derzeitigen Profilbilder:
Linktipps: Tipps für ein schickes Profilbild (kwerfeldein)
Tool zur Erstellung von Profilbildern für diverse Netzwerke (via Wolfgang Wagner bzw. Stephan Röbbeln)
Zeit-Online zum Thema Profilbild: So siehst du gar nicht aus
Wer es eher klassisch mag, ein Ratgeber auf LinkedIn, entnommen aus dem Artikel DOs und DON’Ts bei Social Media Bildern auf netzpiloten bzw. hier das Original DOs and DON’Ts of Social Media Pictures
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