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Graphic Content – Ein Blick ins Archiv

by Peter Raffelt. Average Reading Time: almost 3 minutes.

Graphic Content — Bildredakteure kennen diese Warnung in Bildtexten, der oftmals mit dem Hinweis daherkommt, der Inhalt des Bildes kann den Betrachter in gewisser Weise verletzen. Aber der Reihe nach: Von Zeit zu Zeit sollte man sich selber mal im Web suchen. Das hat nichts mit Narzissmus zu tun — nur ein ganz klein wenig —, vielmehr mit der Frage, was sich eigentlich alles über einen finden lässt. Das gute daran: es ist so etwas wie der Blick ins Archiv.

Graphic Content

Graphic Content: Samar Hassan — ein irakisches Mädchen — weint, nachdem ihre Eltern zuvor von US-Soldaten getötet worden waren, Chris Hondros, Getty Images, Januar 2005

Und so ist es mir ergangen, als ich meinen Leserbrief zum zweiten Teil des Artikels Am Rande des Abgrunds (Edit 4/2005, von Getty Images) wiedergefunden habe, der im darauffolgenden Heft veröffentlicht worden ist. Natürlich habe ich Am Rande des Abgrunds gleich noch einmal gelesen (Verweise unten).

Die beiden Teile beschäftigen sich damit, ob Medien Bilder von Gewalt, Tod und Leid zeigen sollen und wie weit man dabei gehen kann bzw. welche Verpflichtungen die Fotografen und Fotoredakteure haben. Zu Wort kamen damals Fotojournalisten aus unterschiedlichen Ländern.

Da ich noch jede Zeile, die ich damals geschrieben habe, vertreten kann, gebe ich sie hier einfach als Zitat, sozusagen aus dem Archiv des Webs, wieder:

Mit großem Interesse habe ich Am Rande des Abgrunds gelesen. Es sind genau die Momente, die uns Bildredakteuren deutlich machen, worin unsere Aufgabe besteht, wenn wir diskutieren und entscheiden, ob wir bestimmte Bilder bringen sollen oder nicht. Auf jeden Fall müssen diese Bilder außerordentlich sein. In ihrer Brutalität müssen sie immer noch den Kern der Geschichte transportieren, im besten Fall gehen sie darüber hinaus. Bei Ereignissen wie dem 11. September, Madrid oder Beslan sind wir immer auf der Suche nach den möglichen Ikonen. Bilder, die durch ihre Aussagekraft als Symbol für Leiden, Trauer oder Gewalt stehen. Sind die Ereignisse „außergewöhnlich“, scheinen wir brutale Bilder dem Betrachter eher zumuten zu können. Vielleicht weil erst ein Bild Trauer, Angst oder Entsetzen in uns weckt.

Fundamentale Gefühle, durch die wir uns selber in Frage stellen können. Klar ist, dass diese Entscheidungen bei jeder entsprechenden Veröffentlichung neu und engagiert diskutiert werden müssen. Es geht nicht darum, „mehr“ brutale Bilder zu zeigen. Vielmehr geht es darum, brutale Ereignisse in adäquater Form wiederzugeben. Dies ist immer eine Gratwanderung, aber sie lohnt sich. Peter Raffelt, Bildchef, Financial Times Deutschland, Hamburg

Und wen ich jetzt neugierig gemacht habe, hier geht es zu den besprochenen Artikeln:

  1. Teil: Am Rande des Abgrunds
  2. Teil: Am Rande des Abgrunds

 

Anmerkungen:

P.S.: Und wie kommt man überhaupt darauf, mal wieder nach sich und seinen Bildern zu googeln? Zum Beispiel nach der Lektüre des Artikels von Heike Rost: Google-Bildersuche, Re-Design und Urheberrecht, kleine Leseempfehlung!

 

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