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Afghanistan – A Photography Book

by Peter Raffelt. Average Reading Time: about 5 minutes.

Dem deutschen Engagement in Afghanistan mit einem Portraitprojekt zu begegnen, ist eine gewagte Aktion. Der Fotograf Jens Umbach hat sich dieser Herausforderung gestellt und sie mit bemerkenswerten Bildern umgesetzt. Begonnen hat Umbach vor vier Jahren, seitdem sind zahlreiche Portraits von Soldaten

und Familienangehörigen auf 4×5 Inch Filmen entstanden, analog mit einer Fachkamera fotografiert. 42 lebensgroße Fotografien werden ab Mai 2014 im Museum für Sepulkralkultur in Kassel in einer Ausstellung zu sehen sein.

Kickstarter Screenshot

Daneben ist es das Ziel Umbachs, das Thema in einem Buch zu veröffentlichen. Um das zu realisieren, hat er am 7. Oktober eine Crowdfunding Aktion auf Kickstarter mit dem Titel Afghanistan – A Photography Book begonnen. Sein Ziel: bis zum 9. November den Betrag von $20.000 (ca. €14.500) einzusammeln und mit diesem Geld das Buch zu gestalten und zu produzieren.

Ich habe Jens Umbach 2009 kennengelernt, als er sich bei den G+J Wirtschaftsmedien – bei denen u.a. die Financial Times Deutschland erschien – mit seinen Arbeiten vorstellte. Wir haben auch über das Afghanistan-Projekt gesprochen und ich war damals sehr gespannt auf die Ergebnisse.

Nicht nur aus fotografischer Sicht empfehle ich euch das Projekt zu unterstützen, es visualisiert jetzt schon ein Stück jüngster deutscher Zeitgeschichte.

Jens Umbach

Hier ein kurzes Interview, dass ich mit Jens Umbach geführt habe:

Frage: Du hast in deinen Aussagen über das Projekt die Veränderungen erwähnt, die in den Menschen vorgehen und die du dokumentieren willst. Wie hat dich dieses Projekt als Fotograf, als Mensch verändert?

Jens Umbach: Ich glaube es ist, wie bei jedem Projekt (und bis zu einem gewissen Maße auch bei jedem Job), so, dass man sich als Fotograf verändert, weil man sich auf etwas einlässt, das einem unbekannt ist. Ich habe z.B. nie Wehrdienst geleistet und die Bundeswehr war mir sehr fremd als ich begann mich mit dem Thema auseinander zu setzten. Es ging mir natürlich letztendlich auch nicht um den Apparat „Bundeswehr“, sondern um einzelne Menschen, die ich portraitieren wollte.

Sich auf Menschen einzulassen ist immer wieder etwas, dass Veränderung bedeutet. Das ist dann vielleicht nicht bleibende Veränderung, aber etwas nimmt man aus solchen Begegnungen immer mit. In Afghanistan kam natürlich noch die für mich unwirkliche Umgebung hinzu, die bleibenden Eindrücken hinterlassen hat. Dabei geht es nicht nur um das, was man gesehen hat, denn ich bin ja kein Fotojournalist und war nicht ausserhalb der Militärbasis, sondern um ein Gefühl, das sich einem vermittelt und das man mitnimmt. Ich denke das Projekt hat mich reflektierender gemacht.

Du sprachst davon, der Sache »keinen Spin« zu geben. Kann es gelingen, neutral zu sein?

Jens Umbach: Das ist eine Gradwanderung. Ich denke es kann gelingen, es bedarf aber viel Arbeit. Grundsätzlich ist man als Fotograf natürlich nicht wirklich neutral, denn man wird ja von dem, was man fotografiert berührt. Wenn die Neutralität beim Fotografieren selbst zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wird, kann man noch versuchen sie in der späteren Bildauswahl teilweise wieder herzustellen.

So kann man versuchen eine ausgewogene Geschichte zu erzählen und jedem Betrachter den Raum für Fragen und Interpretationen zu geben. Oder, wie ein netter Gesprächspartner von mir einmal sagte, ich müsse nicht die Antworten geben, sondern dafür sorgen, daß Menschen sich die richtigen Fragen stellen, wenn sie vor den Aufnahmen stehen.
Das hat es sehr trefflich in Worte gefasst.

Deine Arbeiten in einem Museum zu zeigen und daraus ein Buch zu machen bedeutet auch, diese von dir zu lösen. Sie als Dokumente sich selbst bzw. vielmehr »uns« zu überlassen. Spürst du so etwas wie den Trennungsschmerz des Fotografen gegenüber seinen Bildern, seinen Werken?

Jens Umbach: Nein, überhaupt nicht. Beim Fotografieren schwingt immer der Wunsch mit, anderen Menschen das zu zeigen, was ich gerade sehe und festhalte. Die Arbeiten in einem Museum zeigen zu dürfen ist das große Ziel, weil man natürlich auf diese Weise seine Bilder einer breiten Masse zugänglich machen kann. Das verhält sich mit dem Buch genauso. Die Vorstellung etwas Bleibendes zu schaffen, das sich auch noch jemand zu einem späteren Zeitpunkt anschauen kann, losgelöst von der Ausstellung und in anderem zeitgeschichtlichem Kontext finde ich sehr spannend.

Ich glaube es ist eine Illusion, das Fotografen gute Portraits machen, weil sie sich intensiv mit den zu Portraitierenden beschäftigt haben. Wie siehst du das? Wie gelingt es dir in kurzer Zeit Zugang zu einem Menschen zu erhalten und möglicherweise Entscheidendes von ihr oder ihm abzubilden?

Jens Umbach: Ich hatte ja bei vielen Aufnahmen diese Projekts keine Zeit mich intensiv mit den Portraitierten zu beschäftigen. Ich glaube, der Schlüssel zu einem guten Portrait ist, dass es dem Fotografen gelingt eine Verbindung zwischen dem zu Portraitierendem und sich selbst herzustellen, gleichzeitig aber so weit in den Hintergrund zu treten, dass die Person vor der Kamera den Raum (bzw. die Bühne) hat, wo etwas passieren kann, was der Person eigen ist.

Ich versuche immer die Person einzuschätzen und dann so auf sie zu reagieren, dass sie sich entspannt und sich der Kamera nicht mehr so bewusst ist. Das kann personenabhängig z.B. durch leichte oder tiefgründige Gespräche geschehen. Den „richtigen“ Zugang zu einer Person zu finden ist das reizvolle an meiner Arbeit und auch das, was immer wieder ein Erfolgserlebnis ist, wenn man es geschafft hat.

Du hast mit deinem Projekt ja noch einige Arbeit vor Dir, gibt es trotzdem schon neue Pläne, Ideen für zukünftige Vorhaben?

Jens Umbach: Ja, dieses Projekt wird mich noch bis zur Ausstellungseröffnung Ende Mai beschäftigen, aber es gibt natürlich schon neue Plän, wobei die vielleicht nicht wieder 4 Jahre dauern werden. Afghanistan hat nach wie vor einen großen Reiz und ich glaube ich bin mit dem Thema fotografisch noch nicht fertig. Darüber hinaus habe ich eine Serie im Hinterkopf die sich mit dem Zeitgeist auseinander setzt, die ist aber noch nicht ausgereift, weshalb ich im Moment noch nicht mehr dazu sagen kann.

Die Haar- und Make-up-Artistin Sina Velke über Jens Umbachs Projekt.

Hier geht es zur Internetseite von Jens Umbach und hier zur Kickstarter Seite Afghanistan – A Photography Book.

Update vom 08.11.2013: Heute um 6:58 hat Jens das Erreichen der $20.000 Marke mitgeteilt, Herzlichen Glückwunsch! Ich freue mich auf das Buch.

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