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Die dunkle Seite der Bilder

by Peter Raffelt. Average Reading Time: about 2 minutes.

Sind Bilder mit einem überwiegend dunklem Bildanteil bzw. einem starken Hell-Dunkel-Kontrast für die Nutzung in der Zeitung oder in einem Magazin weniger geeignet?

An manchen Tagen stehen wir bei der Layoutabnahme an der Wand, betrachten die bis dahin fertiggestellten Seiten und bei der Durchsicht kommt der Einwand, viele der Bilder sind doch sehr dunkel, das ist nicht so gut für die Strecke. Zugrunde liegt dem die Ansicht, dass dunkle Bilder oder Bilder mit einem hohen dunklen Bildanteil, vom Betrachter negativ wahrgenommen werden.

Stimmt das eigentlich?

Betrachtet man die Wirkung von Bildern, so werden Hell-Dunkel-Kontraste zur Gestaltung eingesetzt. Gleiche Helligkeiten (kein oder geringer Hell-Dunkel-Kontrast) bringen Farben auf die gleiche Ebene, während ein starker Kontrast Plastizität hervorrufen kann (ähnlich der Wirkung eines seitlich beleuchteten Reliefs), da helle Farben nach vorne streben und dunkle eher in den Hintergrund zurücktreten.

Der Kontrast dient zur Betonung von Formen und erzeugt Körperlichkeit und Dreidimensionalität. Es handelt sich also dabei um ein Gestaltungsmittel, das eingesetzt wird, um Bilder zu komponieren oder einfach gesagt, sie interessant zu machen.

Ein helles, schmunzelndes Kindergesicht vor dunklem Hintergrund wird positiv und nicht negativ wahrgenommen und möglicherweise wird die positive Wirkung noch durch den Hell-Dunkel-Kontrast verstärkt. Sicherlich gibt es Bilder mit einem hohen dunklen Bildanteil, die negative Reaktionen hervorrufen. Ich würde aber vermuten, dass dies dann mit irritierenden Bildinhalten zusammenhängt, die der Betrachter entweder nicht einordnen kann oder welche abwehrende Reaktionen wie Angst, Wut oder ähnliches hervorrufen.

Diese Erläuterungen beziehen sich auf den Aufbau und die Wirkung von Bildern, wie sieht es aber mit der Wirkung auf gestalteten Seiten aus? Führen dunkle Bilder gar zu einem negativ wahrgenommenen Layout?

Text bildet auf einer Seite lediglich Grauwert, der optisch ruhig und wenig aufmerksamkeitserregend ist. Für den Betrachter interessant wird das Ganze z.B. durch den Einsatz von unterschiedlichen Schriftschnitten und weiteren Layoutelementen, wie Grafiken und Bildern. Ob eine Seite die Aufmerksamkeit des Betrachters genügend erregen kann, damit er zum Leser wird, hängt also vom Zusammenspiel dieser Elemente auf der Seite (Seitengeometrie) und im Besonderen von der Qualität und dem Zusammenwirken von Überschriften und Bildern ab [1].

Gestaltungsschüler lernen, dass ein hoher Hell-Dunkel-Kontrast viel Aufmerksamkeit bei der Betrachtung eines Layouts erzeugt. Und genau diese Aufmerksamkeit des Betrachters wollen wir erreichen. Vermeintlich dunkle Bilder sind also nicht von vornherein schlecht für ein Layout, sondern sogar gut geeignet.

 

[1] Bildsprache und Medienbilder von Claudia Maria Wolf, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006

 

2 comments on ‘Die dunkle Seite der Bilder’

  1. Martin Storz sagt:

    Zwei Dinge fallen mir dazu noch ein
    1. Format: je kleiner das Bildformat (Web), desto problematischer wird es mit der „dunklen Seite.
    2.Print: die Druckqualität spielt auch eine Rolle, z.B. tut sich Zeitungsdruck mit der Abstufung der „dunklen Seite“ oft schwer.
    Ich lege viel Wert auf eine lokale Kontrastverbesserung – siehe Artikel auf LuLa (https://luminous-landscape.com/contrast-enhancement/ – damit kann man auch bei helleren Motiven einen schönen Tiefeneffekt erzielen.
    In der Zwischenzeit gibt es dafür ausgefuchstere Techniken.

  2. Danke für deinen Kommentar, Martin. Völlig berechtigte Einwände. Ich gehe natürlich von einer guten Bildbearbeitung und Druckqualität aus.

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